Werner & Mertz gelingt Recycling-Quantensprung
Reinigungsmittelhersteller erhöht rPET-Anteil in seinen Flaschen auf 50% aus dem Gelben Sack
Es ist eine richtige Sensationsmeldung für die Kreislaufwirtschaft, die Werner & Mertz da verlauten lässt: Dem Mainzer Hersteller von Wasch-, Pflege- und Reinigungsmitteln ist es zusammen mit Kooperationspartner ALPLA gelungen, im Rahmen der Recyclat-Initiative den Anteil an Recyclat aus dem Gelben Sack bei PET-Flaschen auf 50% zu erhöhen! PET Recycling Team Wolfen schafft nun das bis dato scheinbar Unmögliche. Alle PET-Flaschen der Marke Green Care Professional werden bis Ende des Jahres auf das neue Format umgestellt.
Advanced Mechanical Recycling dank vollautomatisierter Anlage
Bereits 2012 hat Werner & Mertz zusammen mit ALPLA und weiteren Kooperationspartnern entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Recyclat-Initiative ins Leben gerufen und setzt sich seitdem dafür ein, dass Plastik aus Endverbrauchersammlungen (sogenanntes Post Consumer Recyclat, kurz PCR) als Wertstoff nach der Verwendung erneut hochwertig aufbereitet und wiederverwendet wird und dadurch im Kreislauf bleibt. So ist es 2014 gelungen, die PET-Flaschen der Marke Green Care Professional auf 100% PCR umzustellen, davon 20% aus der Quelle Gelber Sack. Die restlichen 80% stammen aus der europäischen Getränkeflaschensammlung (Bottle to Bottle).
Werner & Mertz hat schon lange eine Erhöhung des Anteils aus dem Gelben Sack angestrebt. Bislang hat die vorhandene Technologie es noch nicht zugelassen, die gewünschte Transparenz bei rPET zu erreichen. Ein entscheidender Schritt nach vorne ist jetzt vollzogen: PET Recycling Team Wolfen ist seit Oktober 2020 tätig. In das von ALPLA und FROMM gegründete Joint Venture wurden mehr als 8 Millionen Euro investiert. Im neuen Recyclingwerk läuft beinahe alles vollautomatisiert: Das PET, das mit LKWs in Wolfen angeliefert wird, stammt aus Gelben Säcken oder Tonnen ausschließlich aus deutschen Kunststoffsammelsystemen sowie Kunststoffaufbereitern und wird in sogenannten Leichtstoffverpackungsanlagen vorsortiert. Am Wolfener Standort erfolgt dann eine exakte Trennung nach transparentem PET und farbigem PET. Der Fokus liegt dabei auf PET-Hohlkörpern, dazu gehören nicht-bepfandete PET-Flaschen, PET-Flaschen von Haushaltsreinigern sowie Schalen. Reststoffe werden ebenso getrennt. Die qualitativ hochwertige Feinsortierung ist eine Weiterentwicklung der bekannten Infrarottechnologie (NIR). Im nächsten Schritt wird daraus transparentes Granulat bei Texplast Wolfen, das von ALPLA dann in Preforms und Flaschen weiterverarbeitet wird. Auf diese Weise werden Wertstoffe aus Deutschland in Deutschland recycelt und für international tätige Unternehmen wieder zu Flaschen verarbeitet. Eine komplett nationale Lösung, wodurch auch die Transportdistanzen gering bleiben.
„Werner & Mertz ist für uns nicht nur ein langjähriger und geschätzter Kunde, sondern ein Impulsgeber für die gesamte Branche. Wir hoffen, dass dieses Beispiel auch weitere Unternehmen motiviert, diese hochwertigen Recyclate einzusetzen. Alle reden von nachhaltigen Verpackungen, wir beweisen gemeinsam, dass es klappt“, sagt Georg Lässer, Head of Corporate Recycling bei ALPLA Group. Reinhard Schneider, Inhaber von Werner & Mertz, betont, dass sich die neuen Flaschen in Optik und Haptik nicht von den bisherigen Verpackungen unterscheiden: „Der Kunde wird keinen Unterschied in der Qualität bemerken. Wir verraten bewusst nicht, welches Format wir zuerst umstellen – das haben wir auch damals bei der Umstellung auf 20% Gelber Sack so gehandhabt, um zu testen, welche Reaktionen es gibt. Fazit: Gar keine. Es ist niemandem aufgefallen. Das ist für uns der beste Beweis, dass echte Nachhaltigkeit auch ohne Verzicht oder halbherzige Kompromisse möglich ist.“
Forderungen nach gesetzlichen Anreizen für den Einsatz von PCR
Das Beispiel zeigt: Hochwertige Sortiertechnologien sind vorhanden und die Qualität des Recyclats ist hoch. Warum aber ist Werner & Mertz immer noch so gut wie alleine bei der Nutzung von Recyclat aus dem Gelben Sack? Reinhard Schneider: „Die höheren Kosten von Recyclat im Vergleich zu Neuplastik schrecken nach wie vor viele Hersteller ab, dieses Problem hat sich aufgrund der sinkenden Rohölpreise noch verschärft. Aber wenn die hohen Recyclat-Qualitäten nicht nachgefragt werden, gibt es keine Grundlage, in bessere Sortierung und Aufbereitung zu investieren, so wie es ALPLA gerade im großen Stil getan hat. Dabei wird Recycling wirtschaftlicher, je mehr mitmachen. Eine enorme Chance.“
Deshalb fordert Werner & Mertz, dass von Seiten des Gesetzgebers finanzielle Anreize für den Einsatz von PCR geschaffen werden, um der Vermüllung unseres Planeten wirksam entgegentreten zu können sowie einen klimaschonenden Plastikkreislauf zu erreichen. Werner & Mertz setzt sich für die Schaffung eines Fonds ein, in den alle Inverkehrbringer einzahlen müssen und nur diejenigen, die Post Consumer Recyclat einsetzen, erhalten eine Rückzahlung.